DD aufwärts

Nach der spektakulären Karpaten-Tour folgt der Weg zurück Richtung Heimat. Dieser wird mich zuerst mit Walter und Elisabeth nach Belgrad/Serbien führen. Dort biege ich ab auf den Drau-Radweg nach Kroatien, Slowenien, Österreich, Italien.

Sillian – brixen, 104 km, 680 hm

Wie schon am Vorabend hat es auch nachts geregnet. Morgens hängen die Wolken noch tief in den Bergen rundum. Das Frühstück in der Küche des Bauernhauses ist hervorragend, nicht minder auch das Gespräch mit der Bäuerin und Gastgeberin. Ich kann ihre Unterkunft nur weiterempfehlen. Es geht nur mehr ein paar Höhenmeter bergauf, dann bin ich auf 1200 m und dem höchsten Punkt bei Toblach. Der Gegenverkehr durch die italienischen Familien hat inzwischen wieder enorm zugenommen. Auch heute morgen kommen sie mir in Scharen entgegen. In Innichen und in Toblach stehen sie Schlange, um ein Leihfahrrad zu bekommen. Von einem Moment auf den anderen tauchen die bizarren Felsformationen der Dolomiten vor mir auf, auch die 3 Zinnen spitzen zwischen den noch tiefhängenden Wolken hindurch. Auch bei der weiteren Fahrt in Richtung Niederdorf herrscht reger Radverkehr. Doch landschaftlich ist der Radweg traumhaft. Es geht durch Schluchten, meist entlang des Rio Pusteria und immer mit Blick auf die schroffen Berge ringsum.

Mein Ziel heute ist Brixen. Ich habe mich entschlossen, heute noch mit dem Zug nach Hause zu fahren. Von Brixen aus habe ich die beste Zugverbindung. Der Zug fährt um 17.04 ab. Ich bin tortz einigem Auf und Ab schon um 15 Uhr in Brixen. Eigentlich wollte ich hier noch entspannt nach 7 Wochen auf dem Rad mit nur 2 Ruhetagen noch gemütlich ein Eis essen. Doch ich benötige noch zum Zugticket ein Fahrrad-Ticket, und das muss ich seltsamerweise am Busbahnhof abholen. Ich fahre mit dem Fahrrad dorthin zum info-point. Der junge Mann am Schalter erklärt mir, dass es die nächsten 5Tage für den Eurocity-Zug keine freien Fahrradplätze mehr geben würde. Es bliebe mir nur, morgen einen der nichtreservierungspflichtigen Regionalzüge mit 7 Umstiegen zu nehmen. Ich habe aber ein Online-Ticket, das gilt nur für heute. Nach längerem Hin und Her sagt er mir zum Schluß eine inoffizielle Möglichkeit. Nämlich einfach mit dem Rad in den Zug einzusteigen und mich unwissend zu stellen, dass ich eine Reservierung brauche. Und so mache ich das dann auch. Mit Müh und Not bringe ich das Fahrrad in den Zug der Deutschen Bahn gehievt. Der Zug fährt los und gleich ist auch ein Zugbegleiter zur Stelle, der mich nach der Reservierung frägt. Ich verneine und er weist mir trotzdem einen Platz in einem speziellen Fahrradabteil zu, wo auch noch Platz ist. Ein Stein fällt mir vom Herzen und die Deutsche Bahn steigt in meiner Werschätzung enorm. Auch im ICE von München nach Ulm werden extra für mich und zwei weitere Radreisende zwei Zugabteils reserviert. Und so komme ich dann doch noch problemlos um 23.11 in Ravensburg an, wo mich meine Frau Brigitte nach genau 7 Wochen wieder in die Arme nehmen kann.

Es ist der glückliche Abschluss einer weiteren erlebnisreichen, abenteuerlichen und erfahrungsreichen Radreise. Mein Fazit:

Die nackten Zahlen: 4500 km, 40 000 hm, 45 Radtage, durch 8 Länder, 3 Reifenpannen, 1 Kettenwechsel, 2x Bremsbeläge gewechselt.

Zwei Flüsse haben bei der Hinfahrt und Rückfahrt eine große Rolle gespielt: Die Donau und die Drau. Ich habe viele Städte entlang dieser Flüsse kennengelernt. Doch im Mittelpunkt der Reise stand der Karpaten-Trail, die mit 2300 km längste Mountainbike-Route in Europa, vom Eisernen Vorhang zum Eisernen Tor, geplant und durchgeführt von Walter Hauer und Elisabeth Mattes. Diese Tour am Stück mit dem Tandem oder dem Reisefahrrad mit Gepäck komplett zu fahren, dürfte wohl lange einmalig bleiben. Aber sie ist machbar. Man muss beißen können wie Dracula, es kann auch Blut fließen, doch das ist es allemal wert. Schmerzen vergehen, Stolz bleibt.

Der Eiserne Vorhang ist Geschichte. Doch die Vergangenheit und die Geschichte ist teilweise noch Realität. Fabrik- und Häuserruinen und Plattenbauten erinnern an andere Zeiten, manchmal ist sie auch noch in den Köpfen der Menschen. Burgruinen, Schlösser und wunderbare Bauten sind Zeitzeugen des Österreichisch-Ungarischen Kaiserreiches. Wir sind nicht nur Rad gefahren, wir haben uns immer wieder mit der Kultur und der Geschichte dieser Länder auseinandergesetzt. Unzählige Burgen, Schlösser, Holzkirchen, Moldau-Klöster sind noch sichtbare Zeichen dieser Geschichte und waren das i-Tüpfelchen auf unserer Reise. Übrigens nachzulesen (und nachzufahren) auf dem Reiseführer „Cycling the great Karpathians“ von Walter Hauer und Elisabeth Mattes, ab Herbst 2019 erhältlich bei Verlag Freytag und Berndt in englischer Sprache, ab Frühjahr 2020 in deutscher Sprache.

Vielen Dank nochmals an Walter und Elisabeth, dass ich dabei sein durfte. Und Dank auch an die Mitreisenden Herta, Gerold, Andy für die tolle Kameradschaft und Hilfsbereitschaft.

Spittal – Sillian, 115 km, 960 hm

Es war eine gute Übernachtung mit sehr gutem, reichhaltigem Frühstück. Irgendwie komme ich nicht richtig in die Gänge. Die Kette knarrt und Wasser für die Trinkflaschen fehlt. Doch nach 30 km ist beidem abgeholfen und es läuft wieder wie geschmiert. Tolle Wege in toller Landschaft gestalten die ganze Strecke kurzweilig. Während die Drau bisher durch die vielen Staustufen und Kraftwerke kaum ein Gefälle hatte, macht sie sich jetzt bemerkbar. Aus dem großen Fluss ist ein großer, manchmal tosender Gebirgsbach geworden mit unzähligen Zuflüssen von kleineren Gebirgsbächen. Dafür ragen die Berge jetzt links und rechts der Drau immer mächtiger in die Höhe. Der Gegenverkehr auf dem Radweg hat seit gestern enorm zugenommen. Nach 80 km bin ich in Lienz und muss mich entscheiden, weiter an der Drau zu fahren oder über das Defreggental, den Stallersattel und Antholz zu fahren. Ich frage einen Mann, der gerade ein gutes Dutzend Mietfahrräder auf einen Hänger verlädt. Und bekomme die entscheidenden Tipps. Er empfiehlt mir, auf jeden Fall weiter der Drau zu folgen bis zum Anfang in Innichen/Südtirol. Ich soll nur aufpassen, auf diesen 44 km kämen mir unzählige Italiener entgegen, die sich in Innichen ein Mietfahrrad, meistens ein E-Bike leihen, um die 44 km bergab zu brausen. Und so war es dann auch. In ganzen Scharen kamen sie mir entgegen – mit Kind und Kegel. Und meistens den ganzen Weg beanspruchend. Meine andere Sorge, war ein Quartier zu finden. Denn die Italiener mit ihrem Ferragosto zieht es ja in den Ferien immer in die Berge. So bekam ich auch prompt bei den ersten 3 Anfragen eine Absage. Erst bei einem Bauernhof, der im Hinterhof noch ein Gästehause hatte, hatte ich Erfolg. Ein schönes, sauberes kleines Zimmer, gutes WLAN und für morgen ein Frühstück in der Küche des Bauernhauses.

Völkermarkt – Spittal an der Drau, 147 km, 450 hm

Auch ohne Abendessen habe ich gut geschlafen. Das Frühstück ist reichlich. Aber das Problem ist, dass ich nur noch 40 Euro bar habe, die Übernachtung aber 50 € kostet. Und in dem Gasthaus gibt es noch keine Kartenzahlung. So einigen wir uns, dass der Gastwirt mir mit dem Auto nachfährt nach Völkermarkt und am Geldautomat sein Geld in Empfang nimmt. Sonst  hätte ich nochmals 3 km zurück den Berg hochfahren müssen. Es klappt, er bekommt sein Geld und ich habe Zeit gespart und kann die nächste Tagestour frühzeitig angehen. Die ganze Strecke ist heute total weg weg vom Verkehr und nur auf tollen Radwegen entlang der Kärnter Seen, Klopeiner, Wörthersee und Osiachersee und natürlich immer der Drau entlang. Die Strecke ist zwar nicht immer asphaltiert, aber der Schotterweg in gutem Zustand. Am zweiten Tag in Österreich stelle ich fest, dass der Weg und die Landschaft traumhaft sind, mit die Kärnter Bevölkerung habe ich meine Probleme. Immer wieder sind am Wegesrand Hotels und Restaruants, aber alle sind geschlossen, sie öffnen erst um 17 Uhr. Es ist wieder einmal schwierig, Getränke oder etwas zu essen zu bekommen. Mein Ziel heute ist Spittal an der Drau. Schon einige Kilometer vorher versuche ich ein Quartier zu bekommen, bekomme aber jeweils eine Absage.Obwohl ich nirgends Gäste sehe. Ob die hier gar keine Radfahrer wollen? In Spittal bin ich dann bei einer Privatpension willkommen. Und heute gibt es auch wieder ein Abendessen.

Maribor – Völkermarkt, 127 km, 1650 hm

Heute finde ich den Streckenbeginn sofort. Ich habe ihn ja gestern schon unfreiwillig erkundet. In der Streckenbeschreibung steht, dass diese Etappe nicht für Kinder oder ungeübte Radfahrer geeignet ist. Es ist sowohl vom Untergrund her alles drin von Schotter über Asphalt bis Verkehrsstraßen. Und es sind 1100 hm zu überwinden bei einer Strecke von 69 km. Und es geht tatsächlich immer steil nach oben oder steil nach unten. Doch die Strecke ist sehr abwechslungsreich und führt durch viele kleine slowenische Ansiedlungen und Bauernhöfe. Die Streckenmarkierung ist ausgezeichnet. Man kann praktisch nicht falsch fahren. Nach Dravograd, der letzten slowenischen Stadt folgt die österreichische Grenze und sofort kann wieder deutsch gesprochen werden. Die Grenzabfertigung entfällt, da es ja ein innereuropäischer Grenzübergang ist. Trotz der anstrengenden Strecke fühle ich mich noch gut und verlege daher das Tagesziel um weitere 30 km bis Völkermarkt. Das ist die nächst größere Stadt. Dort wartet allerdings eine schlechte Nachricht auf mich. Anscheinend gibt es in dieser großen Kreisstadt keine Übernachtungsmöglichkeit. Auch auf booking.com ist nichts zu finden. In einem Gasthaus bekomme ich die Auskunft, dass ca. 3 km außerhalb auf einem Berg ein Hotel sei. Auch auf die Gefahr hin, abgewiesen zu werden, nehme ich trotzdem noch diesen Weg in Kauf. Und ich habe Glück. Zwar ist das Gasthaus geschlossen, weil heute Ruhetag ist. Ein Zimmer bekomme ich aber. Allerdings kein Abendessen. Nicht mal ein Brot. Nach 10 Stunden Radfahrt ist das schon hart. Aber wenigstens darf ich ein Bier mit aufs Zimmer nehmen. Das muss heute reichen. ent 4;\lsd

Dieses Mal komme ich nach Österreich von der östlichen Seite
Eine der vielen Brücken über die Drau
Kein Abendessen im Gasthaus Karawankenblick, dafür eine schöne Aussicht

Slowenia 1 Varazdin – Maribor, 100 km, 370 hm

Die Übernachtung om Hotel Varazdin war sehr gut, das Frühstück noch besser. Ich starte etwas verspätet, da ich die Tour erst noch online stellen will und das Internet nicht viel hergibt. Dann habe ich fürs erste Probleme, den Track zu finden. Der schickt mich wie gewohnt erstmal auf eine schnurgerade Straße. Aber es ist ja heute Sonntag und recht wenig Verkehr. Nach 30 km erreiche ich die slowenische Grenze und bin schnell an der Autoschlange vorbei und durch die Grenzkontrolle. Danach beginnt ein schöner Radweg auf gut ausgezeichneter Route auf schmaler, aber guter Asphaltstraße durch viele kleine Ansiedlungen. Und vorbei an vielen mit Zwetschgen voll hängenden Bäumen. Ich stopfe mir erst die Trikottaschen voll und danach den Mund. Sie schmecken prima. Eine kurze Pause lege ich in Ptau ein. Auch hier thront eine mächtige Burg auf einem Hügel und die Fußgängerzone mit den vielen Straßencafés lädt zu einer Rast ein. Eigentlich hatte ich heute Sonntag mit ziemlich vielen Radtouristen in die Gegenrichtung, also Flussabwärts gerechnet. Doch es sind nur wenige. Und erstmals überhole ich ein Ehepaar, das in meine Richtung fährt. Es läuft wie geschmiert und ich bin schon um 15 Uhr in Maribor, will eigentlich noch weiterfahren. Aber da ich nicht sofort den richtigen Weg finde und mir nicht sicher bin, noch ein Quartier auf dem weiteren Weg zu finden, buche ich eine bescheidene Unterkunft in Maribor, die ich auch erst nach längerem Suchen finde.

Hier ist die Drau angestaut
Die Burg Ptui
Das Zentrum und die Fußgängerzone laden zum Verweilen ein
Erstmals wieder Hügel links und rechts der Drau. Mit Weinanbau, ähnlich der Wachau.

Kroatia 1 Vukovar – Varazdin, 40 km, 50 Hm bis Osijek, danach mit dem Zug von Osijek nach Varazdin, ca 230 km

Ab 7 Uhr sollte es Frühstück geben. Doch weit und breit kein Pewrsonal. Erst als Walter eine Viertelstunde Alarm schlägt, rührt sich was. Es wird dann verspätet, aber doch noch ein sehr gutes, reichhaltiges Frühstück. Danach heißt es endgültig Abschied nehmen. Unsere Wege trennen sich nun endgültig. Walter und Elisabeth werden weiter der Donau entlang nach Ungarn starten, ich werde nach Nordwesten Richtung Drau starten. Jetzt muss ich die Strecke wieder selbst finden. Nach einer ersten Fehlrunde finde ich aber schnell den richtigen Weg Richtung Osijek. Nachdem ich Vukovar verlassen habe, habe ich noch genau zwei Kurven zu fahren. Danach geht es eben und geradeaus für 35 km nach Osijek. Der Weg ist so spannend wie ein Bündel Weihnachtslametta. Und so würde der Weg auch aussehen bis Varazdin. Der Drau-Radweg beginnt nämlich erst dort. Nicht von ungefähr. Denn die Strecke zwischen Vukovar und Varazdin bietet nur Langeweile auf einer geraden Landstraße. So nehme ich in Osijek den Zug nach Varazdin. Das funktioniert hervorragend. Mit einem Umstieg erreiche ich nach vierenhalb Stunden Varazdin. Bei der Zugfahrt fühle ich mich in die 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückversetzt. Ein uralter Zug, der an fast jedem Hasenstall hält. Und immer steht der Schafdfner mit der roten Mütze und der Kelle vor dem Bahnhof und zeigt dem Zugführer einen Halt oder eine Weiterfahrt an. Doch es eilt ja nicht und irgendwie wirkt das alles sehr entschleunigend. Und trotzdem ist er überpünktlich. Das gebuchte Hotel ist genau gegenüber dem Bahnhof und so entfällt heute die Sucherei. Dafür habe ich noch Zeit für einen Stadtbummel durch die sehenswerte Fußgängerzone von Varazdin.

Morgen werde ich dann auf dem Drauradweg Richtung Slowenien und Österreich unterwegs sein. Das entspricht dem EUROVELO 9.

Jetzt heißt es nach 33 Radtagen Abschied nehmen von Walter und Elisabeth
Eine Erinnerung an den Balkankrieg
Jetzt sind wir ca. 700 km auf dem Donau-Radweg gefahren

Serbia 4 – Novi Sad . Vukovar, 84 km, 340 hm

Gleich nach dem Frühstück legt mir Walter eine neue Kette auf. Er hat Bedenken, dass es die alte noch bis nach Hause schafft. Und den Schlauch flicken wir auch noch. Gestern Abend konnten wir uns noch in einem Bikeshop Ersatzteile besorgen. Die Fahrt geht entspannt auf neuem Radweg an der Donau durch Nov Sad los.Wir fahren an vielen tollen serbischen Sportstätten vorbei. Natürlich auch an vielen Tennisplätzen. Und dort wird auch gespielt. Alle wollen wohl ihren Vorbildern nacheifern. Was für uns früher Boris Becker war, ist für die Serben heute Novad Djokovic. Dieser tolle Radweg geht immer der Donau entlang bis 5 km vor der kroatischen Grenze. Danach müssen wir uns kurz in den Verkehr stürzen. Der Grenzübergang klappt hervorragend. Wir sind in Kroatien. Die Straßen sind gut, es hat wenig Verkehr, aber es geht nicht mehr flach an der Donau entlang. Wir sind jetzt weg vom Fluss und es geht stetig auf und ab. Links und rechts von uns sind jetzt wieder viele Getreidefelder und Obstplantagen. Schon kurz nach 14 Uhr haben wir unser Etappenziel in Vukovar erreicht. Schon von weitem sieht man den Wasserturm mit seinen vielen Einschusslöchern. Auch viele Gebäude haben noch die Narben aus dem Balkankrieg in den Neunziger Jahren. Es war damals einer der Kriegsschauplätze zwischen den Serben und Kroaten.

Heute feiern wir die zweite und letzte Abschiedsfeier. Walter und Elisabeth werden morgen Richtung Ungarn starten, ich werde über Osijek zum Drau-Radweg fahren.

Jetzt ist es wirklich soweit. Nach 33 erlebnisreichen Tagen trennen sich unsere Wege. Es war toll, gut geführt und technisch unterstützt zu werden. Jetzt habe ich selbst wieder alles zu organisieren. Es ist ja nicht nur Radfahren.

Serbia 3 Belgrad – Novi Sad, 98 km, 460 hm

Es kommt anders als geplant. Gestern Abend haben wir schon Abschied gefeiert. Aber es hat sich herausgestellt, dass die Drau nicht in Belgrad in die Donau mündet, sondern weiter nördlich in Kroatien. So können wir nochmals 2 Tage im Team Richtung Heimat kurbeln.

Nachdem Walter sein Handy nach einer Reparatur um 9 Uhr schon wieder abholen kann, machen wir anschließend noch eine Stadtbesichtigung mit dem Rad. Wir schauen nochmals von der Burg runter auf die Stadt und auf den Zusammenfluss von Save (nicht Drau) und Donau. Nach ersten Kilometern auf dem schönen Radweg direkt an der Donau folgt die Straße durch letzte Stadtteile und nach 20 km Fahrt haben wir die Stadtgrenze von Belgrad erreicht. Der Weg führt jetzt oft kilometerlang durch Getreidefelder und Obstplantagen. Zwischendrin habe ich menen 3. Plattfuß auf der Reise. Der starke Gegenwind macht uns heute auch zu schaffen. Nach zwei kräftigen Anstiegen erreichen wir die Universitätsstadt Novi Sad. Hier haben wir eine Privatunterkunft B+B gebucht. Wir finden noch einen Fahrradshop, um Flickwerkzeug nachzukaufen und eine neue Kette für mich. Die alte macht schlapp.

Blick hinunter auf die Donau
Die beeindruckende Burg von Belgrad
Erfolgreiche Reparatur mit der Bosch-Werkzeugkiste

Serbia 2, Golunac – Belgrad, 140 km, 230 hm

Wir starten heute schon um 6 Uhr, um den hohen Temperaturen am Nachmittag zu entgehen. Doch es wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Es ist heute bewölkt und kühl. Und wir müssen eine gute Stunde warten, bis uns die Fähre nach 31 km Fahrt rüber ans andere Ufer bringt. Davor wühlen wir uns im tiefen Sand und auf schmalen Weg durch den Iron Curtin Trail. Auch nach der halbstündigen Fährfahrt geht es auf dem Damm sehr holprig weiter. Erst nach 60 km und einer kurzen Rast entschließen wir uns, auf der anspruchsloseren Variante des Eurovelo 6, nämlich auf Asphalt, schneller voran zu kommen. Und so ziehen wir die nächsten 80 km ohne Pause bei Gegenwind durch. Wir kommen dabei gut durch den Großstadtverkehr Belgrads und haben erst dann das Problem, unser Kleines Hotel zu finden. Wir fahren dreimal daran vorbei, da es in einem Hinterhof versteckt ist, bevor uns eine Frau weiterhilft.

Das war heute die letzte von insgesamt 31 Etappen, die ich mit Walter und Elisabeth geradelt bin. Wehmütig heißt es, heute Abend und Morgen früh Abschied zu nehmen von den Beiden. Es waren überwiegend harte, fordernde Tage. Aber auch sehr eindrucksvolle und erlebnisreiche! Unglaublich, wie Walter alle diese Wege geplant und auch wiedergefunden hat. Traumwandlerisch sicher hat er die Gruppe geführt und uns jeden Morgen mit einem ansteckenden Lächeln neu motiviert und uns Sicherheit gegeben. Danke, Walter.

Verabschiedung von Andy

Serbia 1 – Drobeta – Gudonak, 128 km, 750 hm

Nach einer gebührenden Verabschiedung am Vorabend bringen wir Andy, unseren Amerikaner, noch zum Bahnhof und verabschieden uns herzlich. Danach geht es flott raus aus Dobreta Turnu Severin und danach für 7 km auf die Schnellstraße. Doch der Verkehr ist mäßig und es gibt eine kleine Straßenschulter, auf der wir uns bewegen kömnen. Nach 13 km geht es über den Damm des Kraftwerks rüber über die Grenze nach Serbien. Es klappt ohne Komplikationen. Sofort  sind wir auf einer guten Straße. Wir sehen das Schild EUROVELO 6 und wissen, das wir auf dem offiziellen Donauradweg sind. Außerdem auf dem „Iron Curtain Trail“, den wir vor etwa 5 Wochen in der Slowakei in anderer Richtung überquert haben. Es ist der Radweg des eisernen Vorhangs, d.h. dort wo früher die Grenze des Kommunismus und des Kapitalismus, des Guten des Bösen, der  Reichen und der Armen war.

Die weitere Fahrt wird zu einer der schönsten, die ich je mit dem Fahrrad gemacht habe. Auf guter Straße, fast kein Verkehr, Rückenwind, rechts die Donau, die sich wie ein unaufhörlicher See präsentiert, sanftes Auf und Ab mit Blick auf die Donau – eine Spazierfahrt über 110 km, auf der ich keinen Kilometer missen möchte. Immer wieder begegnen uns hier Radtraveller in die andere Richtung, die alle das gleiche Grinsen im Gesicht haben. Trotz Gegenwind. Wir finden ein Quartier auf halber Strecke nach Belgrad direkt am Ufer der Donau. Es fühlt sich hier an wie an der Adria oder am Comer See, nur sehr viel billiger und viel weniger Touristen.. rity46 \lsdlock