20 .1.
Leider klappte es nicht mehr mit einem Besuch bei Marc. Gerd versuchte vergeblich, ihn zu erreichen. Vielleicht wollte er einfach niemandem nach der Nasen-OP sein lädiertes Gesicht zumuten. Schade, aber verständlich.
Nach einem letzten reichhaltigen Frühstück bei Gerd brach die Hektik aus. Würde alles in die Taschen passen und das Rad noch beherrschbar sein? Herbert und ich hatten unsere Zweifel. Aber irgendwie ging es doch. Michael hatte gar kein Problem mit seinem spartanischen Gepäck.
Die ersten 10 km ging es durch die 4-Millionenstadt. Es war Samstag und der Verkehr zu unserem Vorteil daher ruhig. Sofort außerhalb von Quito ging es entweder steil bergauf oder steil bergab. Es standen uns 70 km mit knapp 1500 hm bevor. Eine stramme Angelegenheit zum Auftakt. Nachdem sowohl Herbert wie auch ich stark unter einer Erkältung litten, beschlossen wir nach ca. 30 km, uns von einem Pickup zum Etappenziel in Cayambe bringen zu lassen. Michael wollte die gesamte Etappe fahren. Knapp vor Einbruch der Dunkelheit hatte er es dann tatsächlich geschafft. Müde und mit erstem Sonnenbrand traf er im Hotel ein.
Das Abendessen ließen wir dann zu 2/3 zurückgehen. Wir waren alle zu kaputt um richtig essen zu können.
21.1.
Ich fühlte mich noch nicht wirklich besser. Herbert schien sich wieder zu erholen. Heute hatten wir nur eine Kurz-Etappe mit 46 km und 500 hm geplant. Es lief gut, in knapp 2 Stunden waren wir am höchsten Punkt mit 3120 m, wo uns heftiger Gegenwind erwartete. Hatte es kurz vorher noch über 24°, so kam jetzt immer mehr Wind und Bewölkung auf. Trotzdem schafften wir dann die über 1000 hm bergab ohne nennenswerten Regen. In Ibarra, knapp unter 2000 m gelegen, spürten wir dann schon wieder die Kraft der Sonne. Problemlos fanden wir ein ansprechendes Hotel
22.1.
Wie so oft waren auch diesmal die ersten 7 – 8 km die schlimmsten. In dichten Diesel-Abgaswolken ging es gleich steil bergauf. Bald wurde der Verkehr aber ruhiger und eine imposante Abfahrt mit über 1000 hm ins Chota-Tal hinab begann. Es folgte stetiges auf und ab entlang dem Rio Chota. Wir waren im Tal der ecuadorianischen Schatzkammer der Fußballtalente. Fast alle ecuadorianischen Nationalmannschaftsspieler kommen aus diesem Tal, das vor allem von afrikanischen Nachkommen der Sklaven bewohnt ist. Ein toller Kunstrasen-Fußballplatz zeugte vom Stellenwert des Fußballs in dieser Region. Das Thermometer zeigte bei einem längeren Aufstieg 38.8.° an. Ein Pickup brachte uns 24 km weiter nach Bolivar. Von dort ging es in über 400 hm nach San Gabriel. Hier fanden wir mit Polizeibegleitung ein schönes Hotel.
23.1.
Das Wetter sah nicht vielversprechend aus, als wir nach einem kargen Frühstück weiter Richtung kolumbianischer Grenze fuhren. Nach einigen Auf und Abs wartete dann ein 700 Hm langer Aufstieg auf 3300 m auf uns. Nur kurz genossen wir von hier aus die Aussicht Richtung Kolumbien – zu kühl war der Wind. Auf der Abfahrt hinunter nach Tulcan schien uns der Regen doch noch zu erwischen. Wir bekamen aber nur einige Tropfen ab.
Von Tulcan waren es nur noch 11 km zur Grenze an der Puente Rumihacha. Hier kamen wir aber schnell ins Grübeln – damit hatte niemand gerechnet. Eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange wartete auf Abfertigung. Wir sahen uns schon dabei, hier die Nacht zu verbringen. Anscheinend waren das zu 80% Flüchtlinge aus Venezuela, die größtenteils weiterreisen wollten. Auf Nachfrage von Michael bei einem Beamten sagte dieser, Senioren dürften nach vorne kommen. Zum ersten Mal freute ich mich, Senior zu sein. Die Grenze lag bei 65. Aber was sollte mit Herbert und Michael passieren? Beide versuchten sich dann auch als „Etad“ nach vorne zu schmuggeln, was Gott sei Dank auch gelang. So waren wir mit zweieinhalb Stunden Wartezeit noch gut bedient. Die kolumbianische Einreise war dann in 5 Minuten erledigt. Wir waren in Kolumbien.
Noch ein kurzes Stück bergauf, dann waren wir im Grenzort Ipiales. Sehr schnell fanden wir ein ansprechendes Hotel mit Aussicht auf den Hauptplatz.
Hallo ihr kranken Bus- und Pickup-Radler….das muss aber noch besser werden. Da kann ich wohl mein Trainingspensum wieder zurück fahren!? Aber wie es sich anhört, habt ihr mit genügend anderen Problemen zu tun. Wünsche euch weiterhin viel Power für die columbianischen Berge!
Beste Grüße Hermano
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