Nach einiger Hektik komme ich mit gut einer Stunde Verspätung von zu Hause weg. Es ist etwas ungewohnt, eine so lange Reise erstmals von Zuhause aus zu starten.
Es fühlt sich prima an, wieder auf dem Rad zu sitzen. Brigitte verabschiedet sich in Rötenbach ein zweites Mal. Dann geht es auf den bekannten tollen Strecken der oberschwäbischen Barocksgtraße über Bad Wurzach, Rot an der Rot ins Illertal. Dort werde ich jäh abgebremst durch wieder einmal eine gesperrte Illerbrücke.. Hier spüre ich erstmal das Gewicht des beladenen Rades, muss ich doch auf einer steilen, provisorischen Behelfsbrücke über den Fluß. Danach geht es auf abgeschiedenen, einsamen Wegen, teils auf stillgelegten Eisenbahntrassen Richtung Donau. In Burgau lädt dich eine ansprechende Pension am Wegesrand ein, hier erstmal zu übernachten. Die ersten 125 km liefen ganz gut, Es kann so weitergehen. Nachdem es erst um 8 Uhr Frühstücvk gibt, fahre ich schon zu Beginn bei hohen Temperaturen. Es sind noch 19 km bi zur Donau. Schon sehr bald sehe ich die rauchenden Kühltürme des Kernkraftwerks Gundremmingen.. Ich bin sehr froh, als ich sie dann hinter mir lasse. Noch 3 Jahre Betriebszeit, dann werden sie aber noch Jahrzehnte vor sich hin strahlen . In Lauingen überquere ich zum ersten Mal die Donau. Ich werde sie ganz sicher die nächsten 6 Tage begleiten. Eigentlich dachte ich, der ganze Donauradweg würde flach der Donau entlangführen. Doch weit gefehlt. Immer wieder geht es aufwärts und abwärts durch kleine, scheinbar ausgestorbene Dörfer, Keine Läden, Wirtshäuser erst ab 17 Uhr geöffnet. .Es ist schwierig, an Wasser zu kommen. Über Donauwörth geht es nach Neuburg. Eigentlich wollte ich hier nach einem heißen Tag und 100 km übernachten. Aber es ist aussichtslos. An diesem Wochenende ist Burgfest und alle Hotels, Gasthäuser und Privatpensionen sind ausgebucht. So nehme ich weitere 25 km unter die Räder, um dann in Ingolstadt ein nicht allzu billiges Hotel zu finden. Aber ich bin zu müde, um noch weiter zu suchen. Auch hier ist am Samstagabend relativ viel los. Nicht zum ersten Mal fällt mir aber auf, dass in den Innenstädten inzwischen mehr Leute mit Rädern als mit dem Auto unterwegs sind. Mit einem Gewitterdonner werde ich geweckt. Und der starke Regen ist ein Grund, etwas länger zu frühstücken und mit sich dem Packen mehr Zeit zu lassen. Trotzdem fahre ich dann im Regen los. Erst nach gut einer Stunde auf dem Donaudamm wird es weniger. Nach vielen Wasser- und Dreckpfützen bin ich dann, als es aufhört mit regnen, richtig eingedreckt. Ab Mittag kommt die Sonne durch und ich kann bei angenehmen Temperaturen auf teils wunderschönen Wegen und Trails, sehr oft durch einsame Landschaften fahren. Erst nahe Regensburg begegnen mir dann viele Sonntagsfahrer und -Wanderer. Und erstmals gibt es auf der Donau sowas wie Schiffsverkehr. Und auch die Zahl der Wassersportler nimmt zu. Nachdem ich mich in der Donau vom größten Schmutz befreit habe, fahre ich mit dem Rad direkt in die Altstadt und stehe schon vor 17 Uhr vor dem Dom. Auch ein kleines, schönes Hotel direkt im Zentrum zu einem annehmbaren Preis ist schnell gefunden








Das Frühstück war perfekt. Eigentlich sollte es nicht zu schwierig sein, den Radweg wieder zu finden. Trotzdem verliere ich eine gute halbe Stunde bis ich wieder auf meinem GPS-Trail Richtung Passau bin. Es geht wieder in reichlichem zick-zack durch mehrere kleinere Ortschaften, meistens aber auf gut beschilderten Radwegen. Auch sind jetzt deutlich mehr unterwegs als die letzten Tage. Hier in der Gegend spürt man förmlich die Angst der Bewohner vor weiteren Hochwasserkatastrophen. Überall sind hohe Dämme schon vorhanden oder werden weiter ausgebaut, oft auch gegen Bürgerinitiativen. Zweimal muss ich eine längere Umleitung wegen Bauarbeiten in Kauf nehmen. Eigentlich war mein Tagesziel ja Passau, aber ich komme nach 125 km nur nach Vilshofen. Das ist auch eine größere Stadt am Zusammenfluss der Vils mit der Donau. Eine relativ günstige Bett+Bike-Pension ist schnell gefunden. Müde von den vier bisherigen Radtagen lege ich mich früh ins Bett und schlafe durch bis anderen Morgen. Ein reichliches Frühstück schafft die Grundlage für einen weiteren anstrengenden Radtag. Erstmal gilt es, die 25 km vom Vortag bis Passau aufzuholen, um danach 92 km bis zum Etappenziel Linz abzuradeln.
Die Anzahl der Radler hat nochmals zugenommen. Auch muss ich mir wegen Wasser und Verpflegung keine Gedanken mehr machen. In regelmäßigen Abständen von 10-15 km sind direkt am Radweg Imbissstände, Biergärten oder Radlertreffs. Der Donauradweg selbst ist jetzt noch mehr ein Genuss. Fast ganz asphaltiert, meistens weg von lärmendem Verkehr, oft direkt am Donauufer entlang und immer wieder durch schattigen Baumbewuchs, Der Schiffsverkehr auf der Donau hat zugenommen, die extrem langen Donauschiffe gleiten aber fast lautlos an einem vorbei. Die Donau hat jetzt durchwegs eine Breite von 500 m. Zweimal muss ich mit einer Fähre die Seite wechseln, da es nur auf der anderen Seite weitergeht. Das ist eine willkommene Abwechslung, für den Hintern. Dem tut es gut, mal vom Fahrradsattel auf eine Bank zu wechseln. Auch wenn sie hart ist.
Die letzten 5 km vor Linz führt der Radweg wieder an einer Bundesstraße entlang. Das ist der totale Kontrast und nicht über längere Distanz auszuhalten.
Ach ja, ich bin ja in Österreich. Fast hätte ich es nicht gemerkt. Die Grenze muss wohl kurz hinter Passau gewesen sein. Erst als ich auf der Speisekarte „Dopfenstrudel“ gelesen habe, it mir klar, in Österreich zu sein.
Die Hotelsuche in Linz gestaltete sich ein bisschen schwieriger als gedacht. Erst nach langem Suchen unter Zuhilfenahme von Google konnte ich nach 20 Uhr mein Gepäck abladen.





Nach einem üppingen Frühstück im Hotel Lokomotive muss ich erst mal quer durch die Stadt Linz wieder zurück auf den Donauradweg. Doch diesmal geht es problemlos, auch ist der Verkehr heute morgen noch nicht erwacht.
Auf einem asphaltiertem Damm geht es direkt am Donauufer entlang. Viele Sportler nutzen heute morgen schon diese schöne Strecke fürs Joggen, Inlinern oder Radefahren. Und natürlich sind auch schon viele Radtouristen unterwegs. Irgendwann muss ich mich entscheiden, ob ich den Weg links oder rechts der Donau entlang nehme. Doch es gibt eigentlich keine schlechtere Seite, nur eine noch bessere. Ich nehme die etwas kürzere Variante, habe ich heute doch wieder mehr als 120 km vor den Rädern. In Grein wechsle ich dann doch die Seite, um nach schönen 20 km wieder bei Ybbs auf das linke Ufer zurück zu kehren. Das Kloster Melk lasse ich dann aber rechts liegen, der Umweg wäre zu groß gewesen. Links und rechts des Ufers steigen jetzt Berge steil empor, oft sind sie mit Weinbergen bebaut. Ich bin jetzt in der Wachau. Es sieht hier genauso aus wie an der Mosel. Schöne kleine Weingüter laden zum Kosten ein. Und die engen Gassen der Dörfer mit ihren Gasthäusern zum Verbleiben. Und genau so mache ich es in Spitz. Ich übernachte in einem Gasthaus genau unterhalb einer Burgruine. So fällt diesmal eine lange Hotelsuche aus und ich bin bereits um 17 Uhr nach einer wiederum 125km Tour unter der Dusche.





Am anderen Morgen geht es weiter durch kleine Dörfer mit engen Gassen durch die Wachau. Dei Leute hier leben von zwei Sachen: dem Weinanbau und der Radtouristik. Es scheint so, dass jedes zweite Haus Gästebetten für Radler anbietet. Und dazu einen ausgezeichneten Wein. Immer wieder laden „Radlertreffs“ zum Essen und Trinken am Wegesrand ein. Meistens mit Ausblick auf die sich immer mächtiger präsentierende Donau oder .mit Blick auf Burgen und Schlösser. Allerdings sind die immer zahlreicheren und immer größeren Donauschiffe nicht nur Segen für die Einheimischen, sondern oft schon Fluch. So überfluten die Passagiere die Städte, ohne für entsprechenden Umsatz zu sogen. Sie haben ja meistens Essen und Trinken auf dem Schiff frei.
Die letzte größere Stadt vor Wien ist Krems. Auch die Gassen der Altstadt dieser geschichtsträchtige Stadt mit vielen Museen sind proppevoll.
Eine Umleitung des Radweges Richtung Wien kostet mich fast eine Stunde. Ohne große Kennzeichnung des Weges bist du schnell hilflos. Und gerade heute versagt auch noch der Akku des Handys, sodass eine Navigationsunterstützung ausfällt. So bin ich gezwungen, noch eine Kaffeepause in Tulln einzulegen, während mein Handy geladen wird.
Jetzt sind es noch 30 km bis Wien. Walter Hauer, mein Gastgeber und Führer für die weitere Tour fährt mir entgegen und wir treffen uns auf dem Radweg kurz vor Langenzersdorf. Wir kennen uns seit dem Andentrail 2014, wo er ein Begleitfahrzeug gesteuert hat. Seitdem ist die Verbindung nicht mehr abgerissen. Jetzt hat er mich zu seiner organisierten Tour „Cycling Kapathians“ eingeladen. Diese werden wir am Sonntag, den 14.7. starten.
Morgen bleibt noch ein Ruhetag, damit mir Walter und seine Frau Elisabeth die Stadt Wien mit ihren Sehenswürdigkeiten zeigen können.
Geschichtsträchtiges Tulln Eines der kleineren Schiffe auf der Donau Enge Gassen in der Innenstadt von Krems Sonnenblumenfelder säumen den Radweg
Elisabeth und Walter zeigen mir die Weltstadt Wien. Ich bin ziemlich beeindruckt. Diese vielen beeindruckenden Gebäude, die Kultur und die Traditionen versetzen mich ein ums andere Mal gedanklich zurück in die Kaiserzeit.
Maria Thereesia thront über allem Hundertwasser-Museum