Trampolin de la Muerte

29.1. 2018  Über alle Berge in den Urwald

Es hat nicht ganz gereicht mit 7 Uhr, Aber eine halbe Stunde später starten wir nach einem improvisierten Frühstück. Die ersten 6 km bis San Francisco ist einrollen angesagt. Dann wechselt der Untergrund für die nächsten 65 km. Grober Schotter mit unzähligen Schlaglöchern ist jetzt angesagt. Eigentlich hatten wir aber hier mit weniger Verkehr gerechnet. Aber vom Moped bis zum Truck tümmelt sich alles auf dieser Piste. Es ist die einzige Verbindung von Pasto nach Mocoa und weiter nach Bogota. Der Respekt ist gewaltig. Es kursieren viele Videos im Internet. Anscheinend fordert diese Straße jährlich mehr Todesopfer als irgendeine andere Straße. Große Plakate kündigen den Neubau einer gigantischen Trasse an. Sie soll bald beginnen und für den Bau sind 18 Jahre eingeplant. Wir werden sie also nicht mehr erleben…

Erstmal geht es 600 hm nach oben. Danach 900 hm nach unten. Immer dem 400m tiefen Abgrund entlang. Rad, Gepäck und Fahrer werden bis aufs Mark durchgeschüttelt. Danach geht es für weitere 10 km immer auf und ab, bevor der nächste steile Anstieg ansteht: Nochmals geht es für 500 hm auf sehr schottrigem Untergrund bergauf. Danach steht die lange Abfahrt von 2250 m auf 700 m an. Die Szenerie ist mystisch: Die Sonne wird immer wieder durch hereinziehende Nebelschwaden verdeckt, die Wolken erscheinen in allen Farben Formen. Neben der oft nur 3,5 m breiten Piste entweder Abgrund oder Urwald.

Zwischendrin müssen wir die Gepäckträger von Herbert und Michael reparieren, zu groß ist die Beanspruchung. Auch bei mir rüttelt sich eine Schraube bei der Rohloff-Schaltung los. Aber bald ist alles wieder behoben. Unzählige Spitzkehren und Wasserbäche müssen wir durchqueren, bevor es nach 2-stündiger Abfahrt erstmals wieder auf Asphalt weitergeht. Wie eine Erlösung sehen wir ein Schild: Mocoa 10 km.  Mit Einbruch der Dunkelheit rollen wir in Mocoa ein. Die Hotelsuche stellt uns dann zusätzlich noch auf die Probe. Aber auch dieses Problem können wir noch lösen.

Der Tag in Zahlen: 11 Stunden unterwegs,, keine größeren Pausen, 82 km, 1615 hm bergauf,  2400 hm bergab.

30.1.2018

Nachts noch über 30° – da brauchst Du keine Zudecke. Und morgens erst mal kalt abduschen. Schon beim Frühstück läuft Dir der Schweiß  in Strömen. Eigentlich steht wieder eine Etappe mit 1600 hm an. Wir sind schon beim Start sicher, dass wir das heute nicht schaffen werden. Gut versorgt mit Wasser geht es dann gleich richtig bergauf. Das Thermometer zeigt in der Sonne über 40°, im Schatten so bei 36°. Bei der ersten Trinkpause hält  gleich ein Militärfahrzeug. Drei junge Burschen fragen sehr freundlich, woher wir kommen und wohin wir fahren. Sie erklären uns, dass sie für die Sicherheit in dieser Region zuständig seien.

Schon nach 5 km wieder eine Militärkontrolle. Es sind wieder die Gleichen. Sie wollen unbedingt ein Foto mit uns machen. Freundlich verabschieden wir uns nach einigen Selfies.

Die Sonne brennt, Schatten gibt es nur ganz vereinzelt. Nach 35 km und 800 hm machen wir wieder an einem kleinen Imbissstand Pause. Dann hält ein Truck. Er scheint leer zu sein. Wir fragen, ob er uns ein Stück mitnimmt. Kein Problem. Wir wollen nach Bruselas. Er sagt, dort gäbe es kein Hotel. Also dann nach Pitalito.

Schnell sind die Räder auf der Pritsche verladen. Wir ebenfalls. Es gibt natürlich luxuriösere Fahrten als auf so einer Pritsche. Der Fahrer nimmt  auf uns keine Rücksicht. Es fühlt sich an, als ob er 2 Stunden durch wildes Gelände fahren würde. Zentimeterweit schweben wir bei jedem Schlagloch in der Luft. Und der Aufprall auf der harten Pritsche raubt dir den Atem. Aber wir wollen uns nicht beklagen…. Zweimal hält er an. Militärs schauen unter die Plane, sehen uns. Fragen wieder nach dem woher und wohin. Wir zeigen die Pässe. Es endet wieder mit Selfies und Händeschütteln. Ziemlich durchgeschüttelt, aber trotzdem happy, diesen Teil hinter uns zu haben, verabschieden wir uns vom Fahrer und geben natürlich ein Trinkgeld. Nach kurzer Suche haben wir ein adäquates Hotel gefunden.

 

 

31.1.2018

Wir sind wieder 500 m höher und das macht sich auch bei der Temperatur bemerkbar.  Es ist nachts nicht mehr so warm und wir schlafen gut. Nach dem üblichen „Getränkefassen“ geht es in toller Landschaft auf und ab bei wenig Verkehr. Auch die Temperaturen sind erträglich bei ca. 27° Den Helm brauchen wir heute eigentlich mehr, um keine von den vielfarbigen, reifen Früchten auf den Kopf zu bekommen. Bei einer kurzen Trinkpause klettert ein junger Kolumbianer flugs auf einen Baum und gibt uns leckere Früchte, die wir noch nie gesehen, geschweige gegessen haben.  Überall an der Straße werden diese Früchte angeboten.

Nach einem harten Schlussanstieg erreichen wir kurz nach Mittag San Agustin, auf 1580 m gelegen. Der Ort ist touristisch voll erschlossen. Es gibt hier viele interessante Ausflugsmöglichkeiten, das bekannteste ist das archäologische Museum. Auch werden Wanderung oder Pferdeausritte zum Ursprung des Rio Magdalena angeboten.

Wir sind also hier an der Quelle des bekannten kolumbianischen Flusses. Ihm werden wir jetzt mehr oder weniger folgen bis zur Mündung in der Karibik. Der Flusslauf soll 1545 km lang sein.

Bei der Quartiersuche ist uns eine Dame von der Tourist-Info behilflich. Wir finden eine familiäre, ruhige Unterkunft etwas außerhalb der Ortschaft.

Morgen, an unserem 2. Ruhetag werden wir auf Erkundung gehen.

 

 

1.       2.2018 Ruhetag in San Agustin

 

Eigentlich sollte man hier 2-3 Tage Zeit haben, um die ganzen Sehenswürdigkeiten rund um San Agustin zu erkunden. Da wir aber nur einen (Ruhe)Tag eingeplant hatten, mussten wir uns auf das wesentliche beschränken. Es werden 4-6stündige Ausritte zu Pferd zu einigen Besichtigungsstätten angeboten. Wir nutzten aber unseren Drahtesel, um einige Orte und den Parque Arqueologico zu besuchen.  In der Gegend rund um San Agustin wurden über 500 verschiedene Skulpturen aus Lavagestein gefunden. Man schätzt dass die Funde auf 5000 v. Christus zurückgehen.  Nicht bekannte Kulturen haben hier im Quellgebiet der beiden großen Flüsse Rio Magdalena und Rio Cauca Figuren aus dem Lavagestein gehauen. Diese stellen Götter oder auch Tiere dar.

Bei der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert waren diese Kulturen aber vollkommen ausgestorben. Erst im letzten Jahrhundert fanden Forscher diese Spuren einer frühen Kultur.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft bereiteten wir uns wieder auf die nächsten Tage vor.

 

2.2. 2018  Richtung Bogota

Es ist eine herzliche Verabschiedung von unserer kolumbianischen Gastgeberin. Sie hat uns nicht nur 2 Nächte Quartier gegeben, sondern uns tolle Frühstücke gemacht und die Wäsche gewaschen. Muchos gracias.

In rasanter Abfahrt geht es die ersten 5km hinunter an den Rio Magdalena. Danach zurück nach Pitalito. Die Strecke kennen wir ja schon. Vor zwei Tagen sind wir sie in umgekehrter Richtung gefahren. Es geht meistens steil bergab oder steil bergauf. Trotzdem sind wir in eineinhalb Stunden schon in Pitalito. Unser Komoot-Routenplaner schickt uns auf einer schönen Variante an der verkehrsreichen Stadt vorbei. An einem schattigen Imbissstand lassen wir uns einen köstlichen Jugo pressen und füllen die Wasserflaschen auf. Im Nu sind wir umringt von interessierten jungen Kolumbianern. Wie üblich bildet sich gleich eine Traube um mein rotes Fahrrad mit den dicken Reifen. Wir erklären ihnen, woher wir kommen und wohin wir wollen. Unglaubliche Gesichter. Irgendwann kommt das Gespräch natürlich auch auf James, den kolumbianischen Bayern-Spieler. Jetzt leuchten ihre Augen. Sie erklären uns, dass sie hier ganz schwer Arbeit finden. Nur Gelegenheitsjobs. Gerne würden sie nach Europa kommen. Michael erzählt ihnen, dass seine Tochter in Frankfurt studiert und sich das Geld fürs Studium auch durch Aushilfsjobs verdient. Unter anderem arbeitet sie als Kellnerin mit zwei Kolumbianern zusammen.

In stetigem Auf und Ab geht es durch ein landwirtschaftlich geprägtes Tal nach Timana, der einzigen Ortschaft zwischen Pitalito und Altamira.  Die Abfahrt endet in einem Canyon. Von hier aus geht es steil bergauf bis Altamira, unserem heutigen Ziel.

Die Zahlen: 78 km, 850 hm bergauf, 1450 hm bergab,  Fahrzeit mit Pausen 6.18 Std.,

Höchste Temperatur: 45°

 

3.2.2018 Entlang des Rio Magdalena
Um heute nicht so sehr von der Sonne gebraten zu werden, verlegen wir das Frühstück nochmals um eine halbe Stunde nach vorne. So denken wir, um 8.30 Uhr auf die bisher längste Etappe starten zu können. Es wird jedoch eine halbe Stunde später bis alle wieder startklar sind. Ist nicht so schlimm, denn es ist stark bewölkt und hat angenehme Temperaturen. Schon fast optimal für Radler: Immer zwischen 23 und 27°. Bis zur Mittagspause in Gigante schaffen wir fast einen 20er Schnitt, trotz 600 hm bergauf. Es gibt wieder viele Verkaufsstände am Straßenrand. Einmal werden wir schwach: Geschälte Ananasstücke leuchten uns entgegen. Ich schnappe mir ein mindestens 5cm dickes Stück. Es ist so saftig und wohlschmeckend, dass es mir fast wie Doping vorkommt. Die nächsten Berge fliege ich förmlich hinauf. Immer wieder gibt es tolle Ausblicke auf den Rio Magdalena, der inzwischen zu einem riesigen Fluss angewachsen ist. Mal ist er aufgestaut, mal windet er sich durch felsige Canyons. Nachmittags scheint wieder die Sonne und das Thermometer steigt auf 35°.
Trotzdem läuft es prima und schnell haben wir am Etappenziel das in meinem Bikeführer angegebene Hotel gefunden.
Die Zahlen: 91 km, 1080 hm bergauf, 1480 hm bergab, Unterwegs 6:15 h, Temp: max. 35°

 

 

4.2.2018 Auf dem Weg zur Wüste

Wieder gibt es um 7 Uhr Frühstück. Wir wollen  früh los, trotzdem wird es wieder halb neun, als wir aus diesem lärmigen, lausigen Ort wegkommen. Es ist wieder bewölkt, die Temperaturen halten sich entsprechend um 25°. Es ist Sonntag und spürbar weniger Lastverkehr. Wir kommen gut vorwärts mit einem über 25er Schnitt. Allerdings bremst uns dann am Stadtrand von Neiva ein Gewitterregen aus. Es regnet so stark, dass wir so wie viele Motorradfahrer auch, Unterschlupf suchen müssen. Nach einer knappen Stunde geht es  12km lang durch diese Stadt, die manche als die langweiligste in ganz Kolumbien bezeichnen. Uns stört das nicht, wir wollten hier sowieso keine Pause machen. Der Verkehr wird immer weniger, die Landschaft immer interessanter und ähnelt jetzt fast schon einer Wüste.

An unserem Etappenort in Villavieja müssen wir die Erfahrung machen, dass wir in einem Touristenort gelandet sind. Dementsprechend sind die Übernachtungspreise. Haben wir tags zuvor noch umgerechnet 8 € für die Übernachtung bezahlt, sind wir jetzt bei 30 €. Wir bezahlen es, weil wir ja zwei Nächte hier bleiben wollen und an unserem Ruhetag nicht eingepfercht sein wollen.

Es ist sogar ein Swimmingpool inbegriffen, den wir natürlich sofort nach der langen Fahrt in Beschlag nehmen.

Morgen werden wir vermutlich mit dem Rad einen Abstecher in die Wüste Tatacoa machen

 

5.2. 2018 Am Ruhetag zur Tatacoa-Wüste

Wie geplant geht es nach einem späteren Frühstück zur Wüste. Meine beiden Begleiter Michael und Herbert sind gespannt. Sie können es sich nicht vorstellen, dass es hier eine Wüste geben soll. Es ist zwar ganz schön  heiß, aber alles eigentlich grün. Auf einer schmalen asphaltierten Straße geht es einen kleinen Berg hinauf. Von dort bekommt man einen Überblick über diese außergewöhnliche Landschaft. Überall Kakteen, rote Felslandschaft, reliefartig geformt durch den doch immer wieder fallenden Regen. Es soll hier 72 Vogelarten geben. Einige davon bekommen wir zwischen abgemagerten Rindern zu Gesicht. Natürlich gibt es hier auch Skorpione und Schlangen, davon sehen wir aber keine.

Eine Besonderheit aber stellen die „Schwiegermutterstuhl-Kakteen“ dar. Diese am Boden wachsende Kakteenart trägt purpurleuchtende Blüten. Diese kann man essen. Man sollte aber mindestens eine Blühte dran lassen, sonst stirbt der Kaktus. Das machen wir auch, wir sind ja schließlich keine Kaktusmörder. Die Blüten schmecken wirklich gut, machen aber nicht satt.

Ein Observatorium bietet die Möglichkeit der Sternbeobachtung. Anscheinend soll man hier in klaren Nächten einen tollen Sternenhimmel haben.

Wir sind aber vor Einbruch der Dunkelheit wieder in unserem Hotel zurück und bereiten uns für die nächsten Tage vor.

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6.2. 2018 Durch die Wüste über den Rio Magdalena
Gestern Abend noch hatten wir auf dem Heimweg vom Essen zum Hotel ein längeres Gespräch mit einem kolumbianischen Polizisten. Er zeigte uns auf seinem Handy, wo er schon überall auf der Welt war und dass er selbst auch Rad fährt. Wir kamen auch auf die politische Situation in Kolumbien zu sprechen. In zwei Monaten finden ja Präsidentschaftswahlen statt. Es stellte sich heraus, dass auch er kein Anhänger vom noch amtierenden Präsidenten und Nobelpreisträger Santos ist. Er ist, wie so viele hier, Uribe-Fan. Aber dass das Friedensabkommen zwischen der FARC und der Regierung ein großer Fortschritt ist, bezweifelte er wie viele andere nicht.
Bei der Abfahrt heute morgen aus Villavieja treffen wir Ihn nochmals und verabschieden uns herzlich. Michael tauscht seine Handy-Nr. mit ihm aus – er will in Kontakt mit ihm bleiben.
Die ersten knapp 40 km geht es heute offroad auf übler Piste durch die Wüste. Wenige Fahrzeuge begegnen uns. Wir kommen lediglich durch zwei kleine Pueblos, in denen die Uhr stehengeblieben zu sein scheint. Hier lebt man noch so wie vor 50 Jahren. Die Leute staunen über die bunten Ciclistas und sind scheu, aber keineswegs feindselig.
Nach über 3stündiger, holpriger Fahrt steht eine feuchtdreckige Überquerung des Rio Magdalena an. Zuerst geht es durch einen stockfinsteren Tunnel, in dem das dreckige Wasser kniehoch steht, dann über eine alte Eisenbrücke über den Rio Magdalena, um danach nochmals durch einen feuchtdunklen Tunnel auf die andere Seite des Ufers zu kommen. Anschließend sehen wir aus wie das Team aus dem Dschungelcamp. Die Pampe trocknet und ist kaum mehr vom Fahrrad und den Satteltaschen wegzukriegen.
Wir selbst können dann nach einer knapp 20km langer Fahrt auf schöner Asphaltstraße in einem klimatisierten Hotel unter die- gottseidank- kalte Dusche gehen. Inzwischen scheint wieder die Sonne und die Temperatur steigt auf über 40°.
Heute haben wir, genauer gesagt Herbert, den ersten Plattfuß. Zwei lange Dornen stecken im Vorderreifen.
Der Tag: 58 km, 430 hm bergauf, 470 hm bergab, 4:50 unterwegs, Temp: max. 42

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7.2. 2018 Immer geradeaus bei brütender Hitze

Kleiner Schreck beim morgendlichen  Zusammenpacken: Herbert löste aus Versehen die Pfefferspray-Patrone aus und bekommt eine Ladung ab voll gegen die Brust – das hätte leicht ins Auge gehen können. Mit komplizierten Folgen. So konnten wir trotzdem rechtzeitig abfahren,  er hatte zwar auf den ersten 20 km noch Atembeschwerden und ein Brennen auf der Brust, danach war aber alles wieder in Ordnung. Es ging immer schnurgeradeaus, mit wenigen Anstiegen und Abfahrten. Während es die letzten Tage vormittags öfters bewölkt war, schien heute von Beginn an die Sonne. Ab 11 Uhr waren es konstant über 42°. Trotzdem konnten wir einen über 20er Schnitt fahren, sodass wir schon um 14 Uhr unser Ziel in Girardot erreicht haben Wieder quartierten wir uns in ein Hotel ein mit Swimmingpool.

Am späten Nachmittag wanderten wir zum Bus-Terminal, um für morgen einen Bus nach Bogota zu buchen. Wir sind jetzt noch etwa 100 km von der Hauptstadt entfernt und allmählich kommen wir in Zeitnot. Zuviel erwartet uns noch in den letzten knapp 2 Wochen.

Der Tag: 86 km. 370 hm bergauf, 420 hm bergab, 5:30 unterwegs,

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Temp.  max.45°

Bienvenidos en Colombia

24.1.

Das Hotel war gut, allerdings gab es einen kleinen Haken: No Desayuno – kein Frühstück. Es war dann gar nicht so einfach, einen Schnellimbiss zu finden, der um 8 Uhr schon auf hatte. So gestaltete sich der Start heute sehr zäh. Immer noch Husten bei Herbert und mir, dazu kamen Magenprobleme bei Michael. Aber wir hatten ja eine relative Kurzetappe mit wenigen Anstiegen vor uns. Nach den üblichen Problemen beim Herausfahren aus der großen Stadt – ein langer Anstieg inmitten von qualmenden Trucks und Bussen verbesserte unsere Laune nicht – ging es dann hinunter in einen beeindruckenden Canyon. Schnell waren wir über 1000 m tiefer, die Landschaft wurde grüner und die Temperatur stieg immer mehr an. Es ist unglaublich, was hier 1000 Höhenmeter ausmachen. Auf 2700 m bist du immer leicht am Frieren, auf 1700 m kannst Du alles ausziehen und kommst sofort ins Schwitzen.

Zusätzlich ins Schwitzen brachten uns die kolumbianischen Truck- und Busfahrer. Waren wir von Ecuador her eine eher defensive Fahrweise gewohnt, änderte sich das jetzt schlagartig. Diese Fahrer haben schon eine gewisse masochistische Fahrweise – wegen einem Radfahrer bremsen die nicht oder brechen ihren Überholvorgang ab. Da müssen wir uns wohl schnell darauf einstellen.

Schon um kurz nach 13 Uhr waren wir am Etappenziel in Pedregal. Ein Hotel war schnell gefunden. Die zwei am Ort hatten beide den gleichen miesen Standard. Egal, morgen sind wir wieder weg.

25.1.2018

Aber so einfach war es gar nicht, das Wegkommen. Trotz der eigentlich traumhaften Fahrt durch den Canyon resignierten wir wegen der langen Auffahrt in dichtem Truck- und Busverkehr. Da diese Straße eine Hauptverbindung von Ecuador nach Kolumbien darstellt und es keine Ausweichmöglichkeit gibt, sahen wir nur einen Ausweg: In einen Pickup oder Bus die letzten 24 km bis Pasto einzusteigen. Wieder spürten wir die Gastfreundschaft der Kolumbianer: Die Companeros des Ortes kümmerten sich intensiv um eine Mitfahrgelegenheit. Letztendlich klappte es doch mit einem Bus. Kaum zu glauben, aber wir brachten die Räder alle im Stauraum unter, ohne viel zerlegen zu müssen.  So konnten wir uns für umgerechnet 10€ (alle zusammen) den Aufstieg in dichten Abgaswolken sparen. Nach eineinhalb Stunden Fahrt waren wir in Pasto. Nach mehreren Anläufen fanden wir ein passendes Hotel – billig, aber guter Standard. Wir werden erstmals zwei Nächte dort bleiben, weil für morgen ein Ruhetag eingeplant ist zum Besuch des Missionsprojekts meiner ehemaligen Schule St. Konrad in Ravensburg.

 

26.1. 2018

Nach einem kurzen Frühstück gleich um die Ecke des Hotels fuhren wir mit dem Taxi in den Ortsteil La Rosa. Schon auf der Hinfahrt mit dem Taxi ahnten wir, dass dieser Teil Pastos wohl nicht zu den wohlhabenderen gehört. Schon um 9.30 Uhr hatten wir per Mail einen Termin bei der Leitern Luz Nelly Rengifo bekommen.

Wie alle anderen Schulen ist auch diese mehrfach mit Zaun und Pforte gesichert. Bald sickerte wohl durch den Zaun und die verschiedenen Gebäude, dass der angekündigte Besuch vor der Pforte stand. So wurden wir direkt zur Leiterin Luz Nelly geführt, die uns zusammen mit einer weiteren Repräsentantin und Otto, einem 84jährigen Deutschen, herzlich empfing. Da weder unser Spanisch noch die Englischkenntnisse von Frau Nelly für eine gute Kommunikation ausgereicht hätten, waren wir froh, dass Otto als Dolmetscher zur Verfügung. Normalerweise arbeitet er täglich noch in einer Autoreparaturwerkstatt. Hat er mal bei Deutz in Köln gelernt. Jetzt ist er seit 40 Jahren in Pasto.

Nach einer kurzen Führung durch die Administration plauderte man bei einem Cafesito über die Lage in Kolumbien und speziell über Probleme  in dieser Region. Obwohl sich die Lage in den letzten 3-5 Jahren wesentlich verbessert hat, sind die Probleme mit Drogen, Gewalt und Kriminalität noch lange nicht behoben.

Es folgten mehrere Besuche in den Kleinkindergruppen. Es war rührend. Sehr diszipliniert wurde gespielt. Aber nach einem Buenos Dias von mir stürmten sie auf mich los und ich musste gleich 5-6 Kinder gleichzeitig umarmen. War das so mit den Kindern abgesprochen oder war es eine spontane Reaktion? Jedenfalls waren wir überwältigt, von den Kindern so empfangen zu werden.

Der nächste Besuch galt der „Casa de Joven“, wo Jugendliche eine handwerkliche Ausbildung erfahren können. Die Leiterin, eine Nonne,  führte uns durch die verschiedenen Werkstätten. Da der Betrieb erst zum 1.Februar wieder startet, waren leider keine Jugendlichen da. Wir konnten dafür aber einige ihrer Werke bestaunen.

Zum Abschluss konnten wir noch erleben, wie ca. 100 Kinder im Speisesaal sehr diszipliniert ihr Essen zu sich nahmen. Auch wir wurden noch zu einem Mittagessen eingeladen.

Danach verabschiedeten wir uns, dankten wir die freundliche Aufnahme und bescheinigten dem gesamten Team eine sehr gute,  erzieherisch wertvolle Arbeit, teilweise im Ehrenamt zum Wohle dieser Kinder. Sister Luz Nelly war während ihrer aktiven Zeit Ministerialbeamtin und macht ihre Arbeit als „Jubiladora“ ehrenamtlich. Und das ist kein Nebenjob bei ca. 700 Schülern und Jugendlichen. Solche Menschen sind die wahren Helden.

Tief beeindruckt fuhren wir nach über 4 Stunden in diesem Centro Comunitario – wie sie es auch ähnlich in anderen Städten und Regionen Südamerikas gibt – zurück ins Hotel. Jetzt hatte LAS MESAS ein Gesicht für mich.  Ich bin froh, hier Station gemacht zu haben.

 

 

27.1.2018

 

Ziemlich problemlos kamen wir dieses Mal aus der 300 000 Einwohner-Stadt. Die ersten knapp 16 km ging es bergauf. Plötzlich kam uns ein kolumbianischer MTB-Fahrer entgegen. Er wollte uns warnen, da ein 1 km weiter vorne eine kleine Ortschaft kam, wo es scheinbar schon Überfälle gegeben hatte. Er meinte, wir sollten zügig durchfahren und uns nicht ansprechen lassen. Es funktionierte. Er fuhr voraus, wir dicht hinterher. Dass es wirklich ernst war, sahen wir an den Gestalten, links und rechts an der Straße. Danach verabschiedete er sich wieder von uns.

Das Wetter konnte sich wieder einmal nicht entscheiden. Nachdem zwar immer wieder die Sonne hervorkam, machte es dann weiter oben ganz zu und begann zu nieseln. Dazu kam auch noch böiger Wind von vorne. Wir genossen am höchsten Punkt nur kurz die Aussicht auf die Lagune Cocha und das Tal, dann gings in zügig runter nach El Encano, das am Rand der Lagune liegt. Nach kurzem Suchen fanden wir eine schöne, rustikale Unterkunft. Nach dem Einquartieren rollten wir  mit dem Rad noch kurz zum See. Links und rechts der Straße gab es viele  Restaurants, alle wegen dem sumpfigen Gebiet auf Stelzen stehend. Überall wurde die gleiche Hauptspeise angeboten: Truchas – gegrillte Forellen aus der Lagune. Die ließen wir uns dann auch in unserem Hotel mit angeschlossenem Restaurant schmecken.

 

28.1.2018

Nach einem leicht verspäteten Frühstück und dem „Wasserfassen“ ging es gleich voll in die Pedale. Auf den ersten 10 km standen gleich 500 hm mit einigen über 10%igen Rampen an. Ein letztes Mal auf unserer gesamten Tour sollte es über 3000 m gehen. Nach etwa 1,5 Stunden oben das übliche Bild: Kalt, regnerisch, Nebel. Eine Gruppe junger Kolumbianer ist mit mir oben. Ein kurzes „mucho frio“ wird ausgetauscht. Dann wollen alle mit mir aufs Foto.  Danach geht’s 1200 hm, teils steil und sehr kurvig, bergab. Zwischendurch ist die Straße ungeteert und mit Schlaglöchern übersät. Die 4 kolumbianischen Jungs und 1 Mädchen tun mir leid. Mit ihren dünnen Rennradreifen und schlechten Felgenbremsen „eiern“ sie förmlich durch den Nebel. Hier macht sich zum ersten mal so richtig meine Rad Technik bemerkbar. Mein Velotraum hat weder ein Problem mit Schlaglöchern noch mit steilen, kurvigen Abfahrten. Selbst mit großem Gepäck lässt es sich leicht händeln und mit zwei Fingern bremsen.

Je tiefer wir kommen, desto mehr steigen die Temperaturen und die Natur wandelt sich.  Palmen und tropische Pflanzen  haben die Sträuche und Bäume verdrängt. Sehr bald können wir unsere warme Kleidung ausziehen – die Temperatur zeigt jetzt 28°. Es geht noch fast 15 km flach weiter bis zum Etappenziel in Sibundoy. Zum ersten Mal kommt bei uns richtig Urlaubsstimmung und Sonntagnachmittag-Radfahren auf. Tolle Straße, wenig Verkehr – keine nennenswerten Steigungen – so könnte es bis Bogota weitergehen…. Wird es aber leider nicht!

Sehr schnell finden wir das im Radführer empfohlene Hotel. Es entspricht voll unseren Erwartungen. Morgen steht dann die Hammeretappe und eines der Highlights der ganzen Tour an: Sibundoy – Mocoa 70 km, 1710 hm, offroad auf der Trampolina de la muerte.  Wir wollen schon um 7 Uhr starten.

 

 

 

 

Vom Äquator zur kolumbianischen Grenze

20 .1.
Leider klappte es nicht mehr mit einem Besuch bei Marc. Gerd versuchte vergeblich, ihn zu erreichen. Vielleicht wollte er einfach niemandem nach der Nasen-OP sein lädiertes Gesicht zumuten. Schade, aber verständlich.
Nach einem letzten reichhaltigen Frühstück bei Gerd brach die Hektik aus. Würde alles in die Taschen passen und das Rad noch beherrschbar sein? Herbert und ich hatten unsere Zweifel. Aber irgendwie ging es doch. Michael hatte gar kein Problem mit seinem spartanischen Gepäck.
Die ersten 10 km ging es durch die 4-Millionenstadt. Es war Samstag und der Verkehr zu unserem Vorteil daher ruhig. Sofort außerhalb von Quito ging es entweder steil bergauf oder steil bergab. Es standen uns 70 km mit knapp 1500 hm bevor. Eine stramme Angelegenheit zum Auftakt. Nachdem sowohl Herbert wie auch ich stark unter einer Erkältung litten, beschlossen wir nach ca. 30 km, uns von einem Pickup zum Etappenziel in Cayambe bringen zu lassen. Michael wollte die gesamte Etappe fahren. Knapp vor Einbruch der Dunkelheit hatte er es dann tatsächlich geschafft. Müde und mit erstem Sonnenbrand traf er im Hotel ein.
Das Abendessen ließen wir dann zu 2/3 zurückgehen. Wir waren alle zu kaputt um richtig essen zu können.
21.1.
Ich fühlte mich noch nicht wirklich besser. Herbert schien sich wieder zu erholen. Heute hatten wir nur eine Kurz-Etappe mit 46 km und 500 hm geplant. Es lief gut, in knapp 2 Stunden waren wir am höchsten Punkt mit 3120 m, wo uns heftiger Gegenwind erwartete. Hatte es kurz vorher noch über 24°, so kam jetzt immer mehr Wind und Bewölkung auf. Trotzdem schafften wir dann die über 1000 hm bergab ohne nennenswerten Regen. In Ibarra, knapp unter 2000 m gelegen, spürten wir dann schon wieder die Kraft der Sonne. Problemlos fanden wir ein ansprechendes Hotel

22.1.

Wie so oft waren auch diesmal die ersten 7 – 8 km die schlimmsten. In dichten Diesel-Abgaswolken ging es gleich steil bergauf. Bald wurde der Verkehr aber ruhiger und eine imposante Abfahrt mit über 1000 hm  ins Chota-Tal hinab begann. Es folgte stetiges auf und ab entlang dem Rio Chota.  Wir waren im Tal der ecuadorianischen Schatzkammer der Fußballtalente. Fast alle ecuadorianischen Nationalmannschaftsspieler kommen aus diesem Tal, das vor allem von afrikanischen Nachkommen der Sklaven bewohnt ist. Ein toller Kunstrasen-Fußballplatz zeugte vom Stellenwert des Fußballs in dieser Region. Das Thermometer zeigte bei einem längeren Aufstieg 38.8.° an. Ein Pickup brachte uns 24 km weiter nach Bolivar. Von dort ging es in über 400 hm nach San Gabriel. Hier fanden wir mit Polizeibegleitung ein schönes Hotel.

23.1.

Das Wetter sah nicht vielversprechend aus, als wir nach einem kargen Frühstück weiter Richtung kolumbianischer Grenze fuhren. Nach einigen Auf und Abs wartete dann ein 700 Hm langer Aufstieg auf 3300 m auf uns. Nur kurz genossen wir von hier aus die Aussicht Richtung Kolumbien – zu kühl war der Wind. Auf der Abfahrt hinunter nach Tulcan schien uns der Regen doch noch zu erwischen. Wir bekamen aber nur einige Tropfen ab.

Von Tulcan waren es nur noch 11 km zur Grenze an der Puente Rumihacha. Hier kamen wir aber schnell ins Grübeln – damit hatte niemand gerechnet.  Eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange wartete auf Abfertigung. Wir sahen uns schon dabei, hier die Nacht zu verbringen. Anscheinend waren das zu 80% Flüchtlinge aus Venezuela, die größtenteils weiterreisen wollten. Auf Nachfrage von Michael bei einem Beamten sagte dieser, Senioren dürften nach vorne kommen. Zum ersten Mal freute ich mich, Senior zu sein. Die Grenze lag bei 65. Aber was sollte mit Herbert und Michael passieren? Beide versuchten sich dann auch als „Etad“ nach vorne zu schmuggeln, was Gott sei Dank auch gelang. So waren wir mit zweieinhalb Stunden Wartezeit noch gut bedient. Die kolumbianische Einreise war dann in 5 Minuten erledigt. Wir waren in Kolumbien.

Noch ein kurzes Stück bergauf, dann waren wir im Grenzort Ipiales. Sehr schnell fanden wir ein ansprechendes Hotel mit Aussicht auf den Hauptplatz.

Der Start

Die Anreise – der 30 Stundentag

17.1. 2018

Nach tagelangen Vorbereitungen war es jetzt soweit: Die Reise unter dem Titel KAFFEEFAHRT konnte beginnen. Hermann brachte uns zum Bahnhof. Der Transport mit den Rädern klappte dank den angebrachten Rollen von Hermann gut. Auch der Check-In am Flughafen Frankfurt verlief problemlos. Michael verpackte sein Rad auf dem Flughafen ohne große Federlesens. Sein mitgebrachtes Gepäck brachte aber Herbert und mich ins Grübeln. 12 kg war digital auf der Waage beim Einchecken abzulesen. Es wird sich herausstellen müssen, ob er die nächsten 5 Wochen auf viel Komfort verzichten muss oder wir unter mehr als 23 kg Gepäck leiden werden.

Während es bis zum Umsteigen in Panama City recht kühl war und ich an der  Unterwäsche von Brigitte froh war, kam ich dort in den nicht klimatisierten Hallen bei 30 Grad ordentlich ins Schwitzen.  Mit etwas Verspätung kamen wir kurz vor 21 Uhr in Quito an, wo uns Javier, der Taxifahrer schon erwartete. In ungewohnt manierlicher Fahrweise brachte er uns ins Hotel, wo uns der Hausherr – Gerd aus St. Pauli auch schon erwartete. Nach einem kurzen Einchecken gab er uns noch Instruktionen für die nächsten Tage. Total übermüdet fielen wir nach einem 30 Stunden Reisetag in die Betten.

18.1.

Nach einem ausgiebigen, reichlichen Frühstück bauten wir unsere Räder zusammen. Alles klappte, alle Teile waren da – außer dem Helm von Herbert – den hatte er zuhause liegen gelassen. So machten wir uns gegen Mittag zu einem Stadtspaziergang auf den Weg und Herbert ließ sich einen neuen Helm anpassen.

Das Wetter war bewölkt, es fielen nur ein paar Tropfen Regen. Aber wenn die Sonne einmal voll durch die Wolken kam spürten wir sofort ihre äquatoriale Kraft.

19.1.

Den noch letzten Tag vor Beginn der Radreise nutzten wir nochmals für einen Sightseeing-Tag in Quito. Vormittags fuhren wir mit der Kabinenbahn auf den Hausberg von Quito – den Pichincha und genossen die herrliche Sicht über die Stadt.

Nachmittags dann besuchten wir in der Innenstadt das Parlamentsgebäude und die Kathedrale.

Gegen Abend wollten wir eigentlich noch Marc Merkle besuchen, einen ehemaligen Freund von Manuel Federau. Der war aber nach einer Nasenoperation offenbar noch nicht fit genug.

Morgen wird es dann erstmals mit vollem Gepäck und voraussichtlich dichtem Verkehr Richtung Norden losgehen. Wir sind gespannt.!